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Abruptes Abweiden: Die unsichtbare Gefahr im Pferdedarm

Abruptes Abweiden: Die unsichtbare Gefahr im Pferdedarm

Abruptes Abweiden: Die unsichtbare Gefahr im Pferdedarm – Warum eine langsame Umstellung auf Heu lebenswichtig ist 

Das Ende der Weidesaison und die Umstellung auf die Winterfütterung (das sogenannte Abweiden) stellen für Pferde eine ebenso große Herausforderung dar wie das Anweiden im Frühjahr. Ein abruptes Abweiden kann das empfindliche Gleichgewicht der Darmflora im Dickdarm massiv stören und im schlimmsten Fall lebensbedrohliche Folgen wie Kolik und Hufrehe auslösen.

Die Zellulose-Spezialisten: Wer stirbt ab und warum?

Pferde sind Enddarmfermentierer. Das bedeutet, der Hauptteil der Verdauung von Faserstoffen (Rohfaser) findet im Blind- und Dickdarm statt. Hier leben Billionen von Mikroorganismen in einer komplexen Gemeinschaft (dem Mikrobiom), die auf das aktuelle Futter spezialisiert sind.


Die wichtigste Bakteriengruppe für die Energiegewinnung aus Faser sind die Zellulolse-spaltenden Bakterien (z. B. Stämme der Firmicutes und Bacteroidetes). Sie produzieren Enzyme, um die Zellulose (den Hauptbestandteil von Heu und Gras) in flüchtige Fettsäuren umzuwandeln, die dem Pferd als Energiequelle dienen.
Die leichter verdauliche Form der Zellulose im Weidegras dient anderen Bakterien als Nahrung, als die schwerer verdaulichen Bestandteile im Heu.

Der mikrobielle Schock

Beim plötzlichen Abweiden – der radikalen Umstellung von (noch) faserarmem, aber nährstoffreichem Gras auf faserreiches, trockenes Heu – wird die Lebensgrundlage dieser Mikroben abrupt verändert. Dies verursacht:

Futterwechsel-Stress: Die Bakterien sind auf die chemische und physikalische Beschaffenheit des Weidegrases eingestellt. Ein sofortiger Wechsel überfordert ihre Anpassungsfähigkeit.

Hunger der Spezialisten: Obwohl Heu die Lebensgrundlage der Zellulose-spaltenden Bakterien ist, ist eine aprubte Umstellung zu schnell. Das gewohnte, stabile Futterangebot ist weg, was zum Massensterben der beim Weidegang dominanten Mikroorganismen, und so zu einem mikrobiellen Ungleichgewicht, der Dysbiose, führt.

Endotoxin-Freisetzung: Durch das plötzlichen Absterben der Bakterienzellen werden große Mengen an bakteriellen Zellgiften ("Leichengifte"/Endotoxine) freigesetzt. Diese Giftstoffe können über die geschädigte Darmschleimhaut in den Blutkreislauf gelangen.

Die fatalen Folgen von Endotoxinfreisetzung und Dysbiose, können zu Gährungs- oder Verstopfungskolik und einer Störung der Darmmotorik oder Hufrehe führen. Erste Alarmzeichen können angelaufene Beine, Blähungen und Kotwasser sein.
Eine Dysbiose, schwächt zusätzlich das Immunsystem, kann außerdem zur Verschlimmerung der Symptomatik bei Allergikern und chronisch lungenkranken Tieren führen.

Empfehlungen für ein schonendes Abweiden

Das Ziel des Abweidens ist es, die Darmflora langsam und systematisch auf die Dominanz der Zellulolse-spaltenden Bakterien für die Heu-Verdauung umzustellen und die Freisetzung von Endotoxinen zu verhindern.
Die Umstellung des Mikrobioms, dauert in der Regel 3-4 Wochen. In dieser Zeit, sollte in 15-30 Minuten Schritten, die tägliche Weidezeit herunter gesetzt werden.
Bei reiner Sommerweidehaltung, sollte zum Ende der Weidesaison zuerst mit zusätzlicher Heufütterung begonnen werden. Stehen die Pferde im Winterquartier auf Stroh, sollte auch dieses langsam mit angeboten werden um Verstopfungskoliken vorzubeugen.
Es empfiehlt sich grundsätzlich vor dem Weidegang Heu zu füttern.
Unterstützend empfehlen wir die Gabe von Entero Clean Liquid oder Entero Clean Powder, immer in Zusammenhang mit Entero Clean Basic aus der Nehls Vetline.