Wenn der Winter naht und die Spaziergänge knackiger werden, beginnt für viele Pferdehalter die Zeit der Wurmkuren (die "Nikolaus-Wurmkuren"). Besonders ab dem ersten Frost wird häufig gegen die Dassellarve entwurmt. Was jedoch vielen nicht bewusst ist: Die Rückstände der Wurmkur können für Hunde – vor allem während gemeinsamer Spaziergänge oder Ausritte – eine ernst zu nehmende Gefahr darstellen.
Unsere Tierärztin Karin Knecht führt dazu aus:
Warum Pferdeäppel nach einer Wurmkur so riskant sein können
Viele gängige Wurmkurpräparate für Pferde enthalten Wirkstoffe wie Ivermectin oder Moxidectin. Diese Stoffe gehören zu den sogenannten Avermectinen und werden im Pferd nur teilweise verstoffwechselt. Ein großer Teil wird über die Galle in den Darm und anschließend über den Kot ausgeschieden.
In den ersten Tagen nach der Gabe – oft in einem Zeitraum von etwa vier bis acht Tagen – ist die Konzentration dieser Stoffe im Kot besonders hoch. Sie bleiben jedoch auch darüber hinaus wirksam, da sie so konzipiert sind, ausgeschiedene Parasiten abzutöten und eine erneute Belastung des Pferdes zu verhindern.
Für Hunde bedeutet das: Naschen am Pferdekot kann gefährlich werden.
Gerade Hunde, die während Spaziergängen gerne Pferdeäpfel aufnehmen, können dabei hohe Mengen dieser Rückstände aufnehmen, ohne dass man es im ersten Moment bemerkt.
Besonders empfindlich: Hunde mit MDR1-Genmutation
Einige Hunderassen besitzen eine genetische Besonderheit, die sie besonders empfindlich gegenüber bestimmten Substanzen macht. Das sogenannte MDR1-Gen steuert ein körpereigenes Schutzprotein, das normalerweise verhindert, dass bestimmte Stoffe in empfindliche Organe gelangen.
Bei Hunden mit einer Mutation in diesem Gen funktioniert dieser Schutzmechanismus nur eingeschränkt oder gar nicht. Betroffen sind vor allem Hütehundrassen wie Collies, Australian Shepherds, Border Collies, Shelties – aber auch Mischlinge können die Mutation tragen.
Nehmen solche Hunde Rückstände von Wurmkuren über Pferdekot auf, kann das zu schweren Reaktionen führen, da der Körper diese Stoffe nicht wie vorgesehen abwehren kann.
Mögliche Anzeichen einer Belastung
Halter berichten bei betroffenen Hunden unter anderem von
– Unsicherheiten in der Bewegung
– auffälliger Müdigkeit oder Apathie
– vermehrtem Speicheln
– Erbrechen oder Durchfall
– veränderten Pupillenreaktionen
In schweren Fällen kann der Zustand des Hundes rasch schlechter werden. Zeigt ein Hund solche Veränderungen – besonders nach möglichem Kontakt mit Pferdekot – sollte zügig tierärztlich abgeklärt werden, was dahintersteckt.
Schutz im Alltag – für Pferdehalter und Hundebesitzer
Viele Pferdehalter entsorgen Reste der Wurmkur sowie Pferdeäppel während der ersten Tage nach der Gabe sorgfältig und halten Spaziergänger freundlich über Hinweisschilder auf dem Laufenden. Gerade nach frischer Wurmkur ist regelmäßiges Absammeln besonders wichtig – auch unterwegs während eines Ausrittes.
Hundebesitzer sollten in den winterlichen Monaten bewusst darauf achten, dass Hunde keinen Zugang zu Pferdeäppeln bekommen. Manche Vierbeiner sind wahre Meister darin, Kot unbemerkt aufzunehmen, weshalb vorausschauendes Management hier eine wichtige Rolle spielt.
MDR1-Gentest – für manche Hunde sinnvoll
Da die genetische Besonderheit für einige Hunde eine besondere Empfindlichkeit bedeuten kann, lassen viele Halter den MDR1-Status ihres Hundes testen. Ein solcher Test kann beim Tierarzt durchgeführt werden. Er gibt Aufschluss darüber, ob ein Hund Träger der Mutation ist und ob bestimmte Substanzen besser gemieden werden sollten.
Wenn sich der Hund unwohl zeigt – was jetzt wichtig ist
Zeigt ein Hund nach Kontakt zu Pferdeäppeln Auffälligkeiten oder wirkt plötzlich verändert, sollte man nicht zögern und tierärztliche Hilfe aufsuchen. Je früher geklärt wird, was dahintersteckt, desto besser lässt sich die Situation einschätzen und begleiten.
Hinweis aus unserer Praxis
Viele Pferdehalter berichten uns, dass ihre Tiere nach einer Wurmkur manchmal empfindlicher auf Veränderungen im Fütterungs- oder Haltungsalltag reagieren. Einige unterstützen ihre Pferde deshalb in dieser Zeit über die Fütterung – etwa, indem sie das Wohlbefinden des Verdauungstraktes im Blick behalten. Welche Form der Unterstützung im Einzelfall sinnvoll ist, hängt immer vom jeweiligen Tier ab.
Expertentip von unserer Tierärztin Katrin Knecht für die Pferdebesitzer: Da Wurmkuren nachgewiesener Maßen das Mikrobiom im Darm der Pferde verändern, empfehlen wir nach der Wurmkur eine Unterstützung über das Futter mit Entero Clean Liquid oder Entero Clean Powder, immer in Verbindung mit Enteroclean Basic.
